Wo meine Seele gesund wird

Meine Augen wandern über ein Meer aus Farben: Rote Tulpen, pinke, gelbe, weiße und andere Blumen verschiedenster Art vermengen sich und wachsen wild durcheinander.

Schneebedeckte, glitzernde, weiße Gipfelspitzen der riesigen Berglandschaft kitzeln den verschleierten Himmel und erstrecken sich in die Höhe, bis das Meer aus Nebel sie zu verschlucken scheint.

Die nebligen, grauen, schweren Wolken lasten wie ein unheilvolles Geheimnis in der Luft und stellen einen Kontrast zu diesem sonst so makellosen Bild dar.

Das hellgraue Meer aus Wolken verdichtet sich immer mehr und wird mit jeder Sekunde dunkler, bis sich eine einzige dunkelgraue, fast schwarze Masse über mir aufbaut und alles wie ein schwarzes Loch in sich zu verschlingen droht.

Die riesige Wolkenmasse zieht sich immer weiter zusammen und verkrampft sich zu einem schweren Tropfen, der wie von einer unsichtbaren Hand zerquetscht zu werden scheint, bis endlich vereinzelt Tropfen auf das Tal fallen.

Tropfen, die sich an den Spitzen der satten grünen Grashalme sammeln,

schließlich an ihnen hinabrinnen und von der durstigen Erde aufgesaugt werden.

Tropfen, die langsam und vereinzelt über meine Wangen rinnen.

Tropfen, die meine Sicht trüben, indem sie sich an meine Wimpern klammern und sich in ihnen verfangen.

Tropfen, die in geschmeidigen Bewegungen in die dezenten Lachfältchen fließen, die mein Lächeln umspielen.

Die eisige Luft kühlt mein vor Aufregung hitziges Gesicht und versucht mich in seiner sanften Dynamik beruhigen zu wollen.

Beruhigen wegen der zu grellen Farben auf einer zu grellen Wiese.

Beruhigen wegen der überdimensional großen Bergen, die mich umzingeln, sich vor mir wie aneinander gereihte Türme aufbauen und mich einsperren, ohne einen Ausblick auf einen Ausweg.

Antonia Eichinger